Tschüs Netflix und Ahoi Captain
Netflix macht Ernst: Das Account-Sharing, das Netflix einst groß gemacht hat, das soll es nicht mehr geben. Geht die Strategie auf?

Die Idee war revolutionär! Statt wie bisher DVDs zu versenden, sollten Filme und Serien ihren Weg ins Internet finden und dort gegen eine kleine monatliche Gebühr zu jeder Zeit angeschaut werden können. Mit diesem zeitgemäßen Konzept wurde der einstige DVD-Verleih zum international erfolgreichen Streaminganbieter. In den letzten Jahren hat sich das Streaming zu einer der beliebtesten und bequemsten Möglichkeiten entwickelt, um auf eine breite Palette von Inhalten zuzugreifen. Millionen von Menschen weltweit haben die Vorteile des Streamings für sich erkannt und schätzen, wie ich auch, die Flexibilität, die Vielfalt der verfügbaren Inhalte und die Möglichkeit der freien Wahl des Endgerätes. Ein rundes Konzept sollte man meinen. Doch schnell regelte der Markt.
Was einst als eine Alternative zum DVD-Verleih begann, hat sich zu einer regelrechten Flut an Streamingplattformen entwickelt. Jeder große Medienkonzern hat mittlerweile seine eigene Plattform gestartet, um so seinen Teil des Kuchens auf Kosten der Verbraucher Stück für Stück zu vergrößern. Dies hat zu einer Fragmentierung des Angebots geführt, bei der bestimmte Filme und Serien exklusiv auf einer Plattform verfügbar sind, während andere Inhalte wiederum auf einer anderen Plattform gestreamt werden müssen. Die Folge für Verbraucher: Wo einst Netflix genügte, um ein gutes Angebot an Filmen und Serien zu genießen, muss nun für zig weitere Anbieter monatlich bezahlt werden. Ein Trostpflaster war bisher, dass sich die meisten Nutzer ihre Accounts der Streamingplattformen mit Freunden, Verwandten und Kollegen geteilt haben. So sank der Preis und es war noch irgendwo finanziell machbar, mehr als einen Anbieter zu bezahlen. Doch jetzt legt Netflix diesem Account-Sharing den Riegel vor. Die Kündigungswelle ist bereits am Rollen.

In der Vergangenheit waren Streamingdienste eine bequeme und legale Möglichkeit, Filme und Serien zu einem akzeptablen Preis anzusehen. Doch mit der zunehmenden Fragmentierung werden illegale Methoden zunehmend attraktiver. Diese Piraterieproblematik ist eine ernsthafte Bedrohung für die Unterhaltungsindustrie und erfordert Maßnahmen, um den Nutzern attraktive legale Alternativen zu bieten. Denn genau dies ist die Hauptursache für Raubkopien: mangelnde attraktive Alternativen. Wenn Raumkopien in Sachen Videoqualität, Verfügbarkeit und natürlich Preis so deutlich besser sind als die legalen Anbieter, dann liegt das Problem am Markt. The Pirate Bay, eine der bekanntesten Plattformen für illegale Inhalte im Netz, verlor mit Aufkommen von Netflix und Prime Video schnell viele Nutzer, die nun zurückkehren. Die Frage wird daher sein, ob Netflix diesen Schritt überleben wird, andere Anbieter nachziehen oder sich nicht früher oder später ein Monopol entwickeln wird, bei dem wieder nahezu alle Inhalte bei einem Anbieter verfügbar sein werden.
Letztendlich hat das Streaming die Art und Weise, wie wir Filme und Serien konsumieren, revolutioniert. Es bietet uns beispiellose Bequemlichkeit und Zugang zu einer Fülle von Inhalten. Dennoch müssen die Herausforderungen, die mit der Fragmentierung und den steigenden Kosten einhergehen, von den Anbietern adressiert werden, um das Streaming-Erlebnis für die Nutzer langfristig attraktiv zu halten und illegale Raubkopien einzudämmen. Der Markt wird sonst regeln.