Spritpreisbremse
Noch nie war Autofahren so teuer wie heute. Noch nie mussten Autofahrer so sehr leiden wie in diesen Tagen. Oder?

Die Preise steigen
Die Preise steigen. Kraftstoff ist so teuer wie nie und der Staat ist schuld, da er gierig mit ordentlich Steuern die armen Autofahrer ausnimmt. So zumindest in den Köpfen einiger. Die Wahrheit ist eine andere und die ist nicht angenehm für die Autofahrer, müssten doch dann die ewigen Schreihälse in ihren Blechbüchsen tatsächlich Konsequenzen daraus ziehen.
Faktor Verdienstniveau
Benzin ist immer teurer geworden. Jedoch nur in absoluten Preisen. Um diese jetzt in Verhältnis zu setzen, müssen wir berechnen, wie lange eine Person denn für einen Liter Benzin arbeiten muss. Dabei wird schnell klar: Benzin wurde nicht im gleichen Maße teurer, wie das Verdienstniveau gestiegen ist. In den 1970er Jahren verdienten Fachkräften im produzierenden Gewerbe umgerechnet noch zwischen vier und sieben Euro. Im Jahr 2021 sind es jedoch bereits über 21 Euro.[:]
Zwischen 2000 und 2020 mussten Autofahrer im Durchschnitt 5,2 Minuten arbeiten, um einen Liter Benzin kaufen zu können. 6,2 Minuten waren es im Jahr 2012 bei einem Benzinpreis von 1,60 €. Im Jahr 1960 arbeitete man für jeden Liter noch 16 Minuten.[:]
Faktor Steuern
Ja ok, eventuell ist Autofahren eigentlich auch billiger geworden, aber warum, wenn neue Autos doch so sparsam sind, ist es dann trotzdem noch so viel Geld? Das ist doch sicher der böse Staat, der mich mit lauter Steuern abzockt! Oder?
Ok, schauen wir uns die Fakten mal an: Seit 2003 wurden die Steuersätze nicht mehr erhöht. Das heißt, dass inflationsbereinigt am Ende die Steuerbelastung sogar gesunken ist. Der Effekt ist so stark, dass selbst die neu eingeführte CO2-Steuer dies in den kommenden Jahren nicht ausgleichen wird.[:]
Der Staat verdient also immer weniger am Sprit. Und jetzt schreien bestimmt ein paar Dieters in ihren SUVs und meinen was von wegen sie alleine würden ja quasi den ganzen Staat finanzieren. Sorry, Dieter, du bist absolut unwichtig. Ganz im Gegenteil. Wir alle finanzieren dir deine blecherne Penisverlängerung mit durchschnittlich jährlich rund 5.000 Euro.[:]
Und übrigens: Nein, Autos wurden nicht relevant sparsamer in den letzten 20 Jahren.[:] So schluckte das höhere Gewicht der PKW (und Insassen) den größten Teil der Fortschritte bei der Effizienz der Motoren.[:]
Faktor Bahn
Naja gut, die hat damit erstmal nichts zu tun. Die Preise für ein Bahnticket stiegen jedoch jährlich um bis zu 5,6%. In den letzten Jahren meist um 1,9%. Damit liegen die Steigerungen deutlich über der Inflationsrate in Deutschland. Oder anders gesagt: ÖPNV wurde immer teurer, Auto fahren nicht.[:]
Steuervergünstigungen, die am Verbraucherspritpreis ansetzen, die sorgen dadurch für weitreichende Ungerechtigkeit. Wer Fahrrad fährt oder den ÖPNV nutzt, der profitiert davon nicht, trägt diese Subventionen jedoch mit und wird selber bei den steigenden Preisen seit Jahren für Fahrradteile oder den ÖPNV im Stich gelassen.

Ok und jetzt?
Jetzt dürfte klar sein: Am meisten am Sprit verdienen die Produzenten. Für den Staat und uns als Gesellschaft ist es ein riesiges Verlustgeschäft. In jeder Hinsicht. Wir brauchen Alternativen zum Autoverkehr. Dringen, denn viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Wir müssen in erster Linie die Umwelt entlasten und dann die sozial Schwachen. Eine Spritpreisbremse ist keine solche Entlastung.