15.840.900 Menschen - Teil 2
Groß, laut, voll, hektisch und wunderschön! Das ist Istanbul. Die Metropole am Bosporus bietet viel.

Im ersten Teil nahm ich den geneigten Leser mit auf eine Reise zu einigen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Istanbuls. In diesem Teil geht setzen wir die kleine Entdeckungstour fort. Nicht weit vom Sultan-Ahmed-Platz entfernt befindet sich einer der Eingänge zum großen Basar.
Der große Basar
In einem wunderschönen historischen Gewölbe gelegen, erstreckt sich der große Basar (auch Kapalı Çarşı genannt) über 31.000 m². Tausende kleine Geschäfte bieten ihre Wahre feil, überall strömen Menschen durch die schmalen Gänge und hier und da findet sich ein Plätzchen, an dem einige Leute einen Tee trinken. Meine Freunde waren bei einem Besuch regelrecht enttäuscht, keine kulinarischen Angebote vorzufinden (Wir hatten doch auch gerade erst gegessen!), aber es ist eben kein deutscher Wochenmarkt, sondern der große Basar. Jede Straße, jeder Bereich hat sein Thema. So finden sich Straßen voll mit Keramik oder Stoffen. Andere bieten Holzwaren oder Gewürze an. Authentisch ist der Basar dabei nicht wirklich, aber trotzdem ein Erlebnis eigener Art. Doch Vorsicht! Schnell ist etwas für einen deutlich überzogenen Preis gekauft.
Kadirköy
Weiter geht es auf die asiatische Seite Istanbuls. Kadirköy ist unser Ziel. Die Fähre fährt alle paar Minuten von den vier Häfen an der Galatabrücke ab und braucht ungefähr 25 Minuten, um das andere Ufer des Bosporus zu erreichen. Vom großen Basar aus sind wir in wenigen Minuten am Hafen angelangt und auf der Fähre kann man günstig Tee oder auch Toasts oder frisch gepressten Saft kaufen, während man sanft schaukelnd den Kontinent wechselt. Kadirköy, das progressive und junge Viertel der Stadt, lädt zum Flanieren, aber auch zum Shopping ein. Es gibt Bars, Restaurant und auch eine kleine Uferpromenade. Besonders auffällig ist der Kontrast zu Fatih in Hinsicht auf die Kleidung der Menschen. Fatih ist, das Viertel mit der Hagia Sofia, ist sehr konservativ und religiös. Zudem ist es geprägt durch Touristen aus arabischen Ländern. Daher sieht man dort auch häufig die sackartige Verhüllung durch die Burka oder den Niqab bei Frauen. Kadirköy hingegen ist ein modernes Viertel, in dem Frauen sich kleiden, wie sie wollen. Miniröcke, bauchfrei, bunte Haare und Ausschnitt zu tragen ist hier so normal wie in Deutschland auch und man merkt schnell: Hier herrscht eine andere Atmosphäre. Geprägt von einem moderneren Frauenbild und einer deutlich höheren Bildung.
Die Istanbul ist geprägt von Konflikten zwischen zwei und mehr Welten. Auf der einen Seite stehen viele junge Menschen, die durch Zugang zum Internet und westlichen Medien eine Lebensweise sehen, die oft geprägt ist von einem modernen Frauenbild und liberalen Sexualvorstellungen. Auf der anderen Seite leben die Menschen in einer Diktatur eines durch ein verrottetes Weltbild und vermeintlich muslimischer Werte geleiteten Diktator mit miesem Schnauzer fest. Dieser verhindert den Zugriff auf sexuelle Inhalte in Medien und dem Internet (mehr schlecht als recht) und gleichzeitig auch die Aufklärung (das dafür sehr gut). Die Folge ist, dass besonders Frauen sehr unter diesem Zwiespalt leiden.
Es wächst und wuchs eine Generation in der Türkei auf, die vollen Zugriff auf Pornografie hat (Die Menschen finden trotzdem Wege darauf zuzugreifen) und gleichzeitig keine Bildung zu dem Thema erfährt. Zudem ist Prostitution in der Türkei nicht nur extrem billig, sondern auch überall weit verbreitet. Hingegen sind Dinge wie F+ und one night stands in der Türkei eher unüblich. Viele junge Leute, insbesondere Frauen, hängen an der Vorstellung des wartens bis zum ersten Mal bis zur Ehe fest. Das absolut hirnrissige Geschwafel von irgendwas mit Jungfräulichkeit ist weit verbreitet und so findet Sexualität eher versteckt und heimlich statt. Viele Männer haben daher, wenn sie in eine Beziehung gehen (oft verbunden mit Heirat), nur Erfahrung mit Prostituierten und aus pornografischen Inhalten. Das führt zu katastrophalen Vorstellungen von Sex.
Çukurcuma
Nach einem schönen Abend in Kadirköy geht es zurück nach Karaköy und weiter nach Çukurcuma. Die Nachbarschaft Çukurcuma im Viertel Beyoğlu auf der europäischen Seite ist sehr europäisch geprägt und bietet ruhige schöne Gassen, viel Kunst und Antiquitäten, aber auch viele kleine Cafés zum Verweilen. Auch einige Hammam in historischen, aber modernisierten Gebäuden finden sich hier. Perfekt, um den Tag ausklingen zu lassen und sich etwas zu verwöhnen.
Der Hammam funktioniert traditionell etwas anders als ihn sich viele Leute vorstellen. Ein Dampfbad zum Beispiel sucht man vergeblich. Auch eine Sauna gehört nicht in den Hammam. Vielmehr dient der Hammam der gründlichen Reinigung und Entspannung. So beginnt die Behandlung mit dem Waschen. Dabei wird warmes und kaltes Wasser aus zwei Hähnen in einer kupfernen Schale gemischt und über einen gegossen. Im zweiten Schritt folgt das Einseifen und Abreiben mit einem sehr rauen Tuch. Nach dem Peeling folgt das zweite Einseifen mit viel Schaum. Regelrecht eingehüllt von prickelndem Schaum erfolgt dann eine Massage, bevor die Seife abgewaschen wird und man sich frisch abgetrocknet bei einem Tee etwas entspannen kann. Das ganze dauert ungefähr eine Stunde und kostet um die 60 €.
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