15.840.900 Menschen - Teil 1
Groß, laut, voll, hektisch und wunderschön! Das ist Istanbul. Die Metropole am Bosporus bietet viel.

Einen Monat lebe ich nun bereits in Istanbul. Diese gigantische Metropole auf zwei Kontinenten. In dieser Serie möchte ich euch auf eine kleine Entdeckungsreise durch Istanbul mitnehmen. Auch im Winter ist hier das Wetter in der Regel etwas milder als in Deutschland, doch die Nähe zum Meer lässt das Wetter oftmals sehr schnell wechseln.
Taksim
Starten wir in Taksim. Genau genommen auf dem Taksim-Platz direkt angrenzend an den bekannten Taksim-Gezi-Park. Der Platz selber ist absolut unspektakulär. Eine kleine hübsche historische Tramlinie führt von hier zur Haltestelle „Tünel“. Ich entscheide mich jedoch zu laufen. Die wohl wichtigste Shoppingstraße Istanbuls führt mich entlang des Gleises der Tram in ungefähr 20 Minuten gemütlich zu „Tünel“. Auf dem Weg befinden sich vielerlei Geschäfte bekannter Marken, aber auch jede Menge zu essen. Das meiste davon ist für Touristen aus arabischen Ländern gemacht und von minderer Qualität, aber auch namhafte Ketten wie „Mado“, „Safa“ und „Koska“ finden sich dort. Von der Haltestelle „Tünel“ aus führt mich die „Fünikülar“ weiter Richtung meines Ziels. Dank der Istanbulcard komme ich für wenige Cent durch das Drehkreuz. Diese Karte erlaubt das Bezahlen des ÖPNV inklusive der Fähren, aber auch einiger öffentlicher Toiletten. Die Istanbuler Fünikülar sind Standseilbahnen, die an einigen Stellen mit größeren Steigungen zwei Stationen miteinander verbinden und im Abstand von wenigen Minuten fahren.
Die Istanbul Card ist das Kernstück des Ticketsystems in Istanbul. Es existieren dabei mehrere Versionen dieser Karte:
- Eine für Touristen, die es an vielen Automaten gibt. Diese hat eine zeitlich beschränkte Gültigkeit und funktioniert ohne Guthaben. Diese Istanbul City Card ist dabei übermäßig teuer und aus meiner Sicht mehr eine Touristenfalle als ein seriöses Angebot.
- Eine Karte für 3 Fahrten, die oft aber 4 Mal funktioniert. Warum auch immer.
- Eine, die mit Guthaben aufgeladen wird. Diese kostet ca. 2,50€ einmalig und anschließend wird bei jeder Fahrt an den Eingangsdrehkreuzen der Ticketpreis vom Guthaben der Karte abgebucht. An einem kleinen Display an den Drehkreuzen und den Aufladestationen sieht man jederzeit das Restguthaben. Leider gibt es nur sehr wenige Verkaufsstellen für diese Karte und nur mit türkischer Menüführung. Auch können derzeit maximal 7.000 TL pro Monat aufgeladen werden. Sonst sperrt sich die Karte für weitere Aufladungen, kann jedoch weiter zum Bezahlen verwendet werden.
- Die gleiche Karte in der personalisierten Variante. Diese Karte erfordert eine Türkische Einwohnernummer. Als Tourist kann man diese beantragen, sie dient jedoch in erster Linie der totalen Überwachung. So wird jede Bewegung im ÖPNV geloggt und dem Einwohnerprofil hinzugefügt. Der Vorteil ist, dass bei dieser Karte nicht immer der gesamte Streckenpreis gezahlt werden muss und es kein Aufladelimit gibt. So wird bei einigen Verkehrsmitteln bei Durchgang durch das Drehkreuz der Ticketpreis für die gesamte Strecke abgebucht (meist unter einem Euro). Mit der personalisierten Istanbul Card kann man jetzt bei einem Ausstieg vor der Endhaltestelle an speziellen Automaten hierfür den Ticketpreis für den nicht genutzten Restweg auf die Karte erstattet bekommen.

Karaköy
Angekommen in Karaköy, direkt nach der Station links, befindet sich die Galatabrücke. Bekannt für die vielen vielen Angler, die hier tagtäglich kleine Fische aus dem Wasser ziehen, verbindet sie die beiden Seiten der europäischen Platte von Istanbul, welche durch das Goldene Horn getrennt sind. Links und rechts der Brücke befindet sich wenige hundert Meter entfernt am Ufer jeweils ein kleiner Hafen für die Fähren der Stadt.
Die Brücke hat bis auf den mittleren Teil zwei Ebenen. Oben die durchgängige Straße mit einer mittigen Spur für die Tram und jeweils links und rechts bis zum mittleren Teil der Brücke eine kleine Promenade mit Restaurants, die keinen Versuch auslassen einen an ihre Tische zu bekommen. Mit Gang über die Brücke verlassen wir Beyoğlu, das Viertel zu dem Taksim und Karaköy gehören, und gehen weiter nach Fatih.
Fatih
Im ehemaligen Bezirk Eminönü, der jetzt Teil von Fatih ist, angekommen, befindet sich direkt gegenüber der Brücke der Ägyptische Basar und die Yeni Cami, die entgegen ihres Namens gar nicht so neu ist (17. Jhd.). Auch auf dieser Seite ist jeweils ein Hafen links und rechts der Brücke. Wer eine Tour mit dem Boot en Bospurus entlang machen möchte, der ist hier ebenfalls richtig. Doch das ist eventuell mal ein Thema für einen anderen Beitrag. Gehen wir nun weiter durch den Ägyptischen Basar. Das alte, schön bemalte Gebäude ist nicht sonderlich lang, führt uns aber trotzdem in eine atemberaubende Welt voller orientalischer Gewürze, Tees und Süßigkeiten. Dich gedrängt schieben sich die Massen an Touristen und Einheimischen hier durch die breite Gasse zwischen den Ständen. Händler preisen ihre Waren an und auch das eine oder andere kann mit dem Risiko doch etwas zu kaufen probiert werden.
Nach dem Basar sind es nur noch wenige Meter bis zum Sultan-Ahmed-Platz. Auf dem Weg kommen wir an der Cisterna Basilica, oft auch Versunkener Palast genannt, vorbei. Diese historische Zisterne unter der Stadt ist definitiv einen Besuch wert.
Sultan-Ahmed-Platz
Rund um den Sultan-Ahmed-Platz liegen die wohl wichtigsten Wahrzeichen der Metropole. Die Hagia Sofia, die Sultan-Ahmed-Moschee und auch der Sultanpalast, auf tükisch Topkapı Serayı (Kanonentorpalast) sind alle in Sichtweite. Der Platz selber ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Zur Zeit von Konstantinopel war hier die Pferderennbahn der Stadt. Heute zieren historische Obelisken und die berühmte Schlangensäule das Gelände.
Sultan-Ahmed Moschee
Quasi direkt einander gegenüber stehen die zwei wohl schönsten Bauten Istanbuls. Die Sultan-Ahmed Moschee, wegen ihrer blauen Kacheln an den Kuppeln und Mauern auch blaue Moschee genannt, ist für ihre sechs Minarette bekannt. Seit 2019 steht auf der asiatischen Seite Istanbuls die Çamlıca-Moschee (ein Kompensationsprojekt für Präsidenten mit kleinem...). Diese hat ebenfalls sechs Minarette, ist aber wohl eher als Schandmal der Metropole zu bezeichnen. Als ernsthafte Sehenswürdigkeit eignet sie sich jedenfalls nicht, denn sie hat nicht nur die Erscheinung einer misslungenen LED-Werbetafel für Diktatoren, sondern auch im Inneren die Atmosphäre eines Kreiskrankenhauses. Die Zeiten großer osmanischer Architektur sind mit diesem Bauwerk endgültig gezählt. Doch ich schweife ab.
Hagia Sofia
Kommen wir zum absoluten Highlight der Metropole: Die Hagia Sofia! Dieses unglaubliche Bauwerk beeindruckt durch seine Größe ebenso wie durch seine Architektur. Die Jahrtausende, die diese Steine durchlebt haben, sind so präsent wie der Duft frisch gerösteter Esskastanien überall auf dem Platz vor dem Museum (auch wenn ein gewisser Diktator das anders sieht. P.S. Herr Präsident: Mit dem scheiß Manifest der Hagia Sofia kannst du dir den Arsch abwischen.). Im Inneren wartet ein riesiger Saal, welcher durch unglaublich beeindruckende alte Malereien und Mosaike (hätte der örtliche Wahnsinnige nicht seinen Teppich darin ausgerollt) zu glänzen weiß auf die Besucher. Leider ist das Museum vorübergehend voller alter bärtiger Männer, die einen nerven, aber davon sollte man sich nicht abhalten lassen und genießen, was Menschen damals in der Lage waren zu bauen.
Der Sultanpalast
Das letzte Highlight unserer Tour ist der Topkapı Serayı. Der historische Sultanpalast erstreckt sich über fast die gesamte Landspitze zwischen Goldenem Horn und Marmarameer und ist mit seinen vielen Höfen, Zimmern und Gärten ein wirklich beeindruckendes Bauwerk. Eingefasst von einer hohen Mauer kann man hier einige Stunden durch Gänge und Räume einstiger Sultane gehen und dank eines kostenlosen Audioguides sowie zahlreicher Infotafeln findet man sich auch gut zurecht. Der Eintrittspreis (Ich empfehle die Automaten zu verwenden. Diese sind nach der Sicherheitskontrolle am Eingang rechts) ist für nicht-Türken ungefähr zehnfach so hoch wie für einheimische. Es gibt ein Ticket ohne den Harem, welches etwas günstiger ist. Dies würde ich nciht empfehlen, denn der Harem ist alles, was Wohnraum der Herrscherfamilie mit zugehörigem Personal beinhaltet und damit der Hauptteil des Palastes.
Alle Orte aus dem Artikel und noch einige mehr sind in dieser Liste eingetragen.