Der Aufstieg der Verschwörungstheorien
Immer mehr Menschen, so scheint es, hängen Verschwörungstheorien an. Nur zu verlockend scheint es zu sein, die Schuld für vieles Schlechtes in vermeintlichen großen Verschwörungen zu sehen. Freilich handelt es sich dabei nur um Hirngespinste, jedoch haben diese schon längst die Mitte der Gesellschaft erreicht.

Wir scheinen umzingelt. Umzingelt von Hildmanns und Wendlers, Q-Anons, Impfgegnern und Querdenkern. Sie alle haben eines gemeinsam: absoluter Hohlraum im Oberstübchen. Doch das allein erklärt noch lange nicht den enormen Zuwachs, den Verschwörungstheorien scheinbar inzwischen erfahren. Ich möchte mich in diesem Blogbeitrag etwas genauer mit den aktuellen Verschwörungstheoretikern befassen und einige der Gründe darlegen, warum Menschen diesen verfallen und was jeder Einzelne dagegen tun kann.
Doch warum sollte man sich überhaupt mit der Verschwörungstheoretikerszene auseinandersetzen? Und wieso stellt die Szene eine ernsthafte Bedrohung für uns dar? Hierfür gibt es eine ganze Reihe an Gründen.
1. Verschwörungstheorien sind gefährlich
Nicht selten führen Verschwörungstheorien zu Gewalttaten. Tätliche Angriffe auf Gerichtsvollzieher oder Polizisten sind ebenso in Verbindung mit Verschwörungstheorien zu beobachten wie Drohungen gegen Politiker. Nur eines von vielen Beispielen: der brutale Angriff auf zwei Polizeibeamte in einem Supermarkt in Troisdorf im vergangenen Jahr.[:]
2. Verschwörungstheorien verursachen irrationale Ängste
Verschwörungstheorien heißen nicht umsonst so. Obwohl sie rein fiktive Hirngespinste sind, können sie sehr reale Ängste auslösen. Die Anhänger dieser zum Teil abstrusen und wahnwitzigen Theorien sehen sich von Verschwörungen und hinterhältigen Plänen umgeben. Die Folge ist oft eine fanatische Flucht in eine Welt, in der alles und jeder gegen einen zu sein scheint und man selbst der einzig Erwachte ist. Gesund ist das sicher nicht. Viel schlimmer ist aber, dass diese irrationalen Ängste dazu führen, dass die Betroffenen ihre Informationsquellen stark auf die einschlägigen Medien beschränken. Dort wiederum kommen sie fast ausschließlich mit Gleichgesinnten in Kontakt, die genau den gleichen Tunnelblick haben, oder mit den Profiteuren des Ganzen, die dort natürlich neue Anhänger suchen. Ein Teufelskreis.
3. Verschwörungstheorien begegnen uns inzwischen fast täglich
Nicht nur soziale Medien sind voll mit Verschwörungstheorien. Sie begegnen uns fast täglich auch im Alltag. Sei es der Nachbar, der berichtet, er würde sich nicht impfen lassen, weil da ja abgetriebenen Föten drin seien. Tatsächlich werden nur bei der Produktion Zelllinien von abgetriebenen Föten aus den 60er Jahren eingesetzt.[:] Zelllinien sind jedoch lediglich aus den ursprünglichen, aus den Föten entnommenen Zellen gezüchtete Zellen. Oder aber auch an der Supermarktkasse, wenn der Typ vor einem statt einer Maske nur den Schlüpfer seiner Frau trägt.[:] Er glaubt daran, dass es ungesund sei, wenn er eine Maske trägt und so einen minimalen Teil seiner bereits ausgeatmeten Luft wieder einzuatmen. Tatsache ist jedoch, dass in diesem Fall uns wohl regelmäßig Feuerwehrleute, Krankenschwestern, Ärzte und Handwerker, die alle oft im Beruf Masken tragen, reihenweise seit Jahren umfallen. Das ist offensichtlich nicht der Fall.
So oder so ähnlich ist jeder schon mit Verschwörungstheorien in Kontakt gekommen. Hier ist es notwendig, über derartige Verschwörungstheorien informiert zu sein, um das Gehörte oder Gelesene schnell sinnvoll einordnen zu können.

Warum glauben Menschen an Verschwörungstheorien?
Es gibt viele Gründe, sich für Verschwörungstheorien zu angetan zu sein. Die drei wichtigsten sind wohl Geld, Angst und Faulheit. Geld ist einfach zu erklären. Für jede Verschwörungstheorie gibt es jemanden, der Demos anmeldet, T-Shirts druckt und verkauft, eine Website betreibt und irgendwann um Geld bettelt.
Zuletzt wurde dies bei Michael Ballweg, dem Kopf hinter der Querdenken-Bewegung, bekannt.[:] Dieser trieb Gelder ein und hielt sich für äußerst schlau, dass er diese Spenden nicht als solche, sondern als Schenkungen einforderte. Oder anders gesagt: Er wollte verhindern, dass seine Gefolgsleute kontrollieren können, was er mit den Geldern anstellt.
Faulheit ist jedoch der weitaus größere Grund. Der Klassiker: „Der Onkel vom Metzger hat von seinem Kollegen gehört, dass...“ und schon entsteht eine Falschmeldung, die schnell zu einer Verschwörungstheorie führt. Die Faulheit der Menschen zur Verifizierung von Quellen und eigenen Recherche ist hier die Wurzel des Übels, denn oft sind derartige Falschmeldungen schnell als solche erkennbar, wenn man etwas nachdenkt und recherchiert.
Letztendlich gibt es natürlich auch noch die Gruppe derer, die schlicht nicht so schlau sind. Um dazu zwei sehr prominente Beispiele zu nennen: Hildmann und Wendler.

Sind Verschwörungstheorien eine Gefahr für uns?
Die Antwort ist eindeutig: Ja!
Fake News, Verschwörungstheorien und Ähnliches schaden nicht nur unserem Netz an Qualitätsmedien, sondern führen auch zu einem grundsätzlichen Misstrauen gegenüber all denen, die widersprechen oder aufklären. Es herrscht ein Schwarz-Weiß-Denken. Für diese Menschen gibt es nur die Erwachten, die alles durchschaut haben und „die da oben“, die sich alle gemeinsam gegen die Menschheit verschworen haben.
Rassismus und Antisemitismus spielen bei all diesen Verschwörungstheorien oft eine große Rolle. Wohin uns das schon einmal geführt hat, ist klar. Ähnlich wie der Terrorismus erzeugen Verschwörungstheoretiker eine gesellschaftliche Angst, die die Demokratie zu zerfressen droht.
Was können wir dagegen tun?
Ganz einfach: Widersprechen!
Das ist notwendig. Widersprechen zeigt den Menschen, warum sie Unrecht haben und warum es sich um eine völlig haltlose Verschwörungstheorie handelt. Sachliche Argumente sind der Schlüssel. Das mag bei den Verschwörungstheoretikern selbst oft wenig Erfolg haben, aber es rüttelt jeden Dritten wach, der vielleicht in seiner Meinung unsicher ist oder Schwierigkeiten hat, das Ganze einzuordnen. Darum geht es.