Angst vor der Impfung? Nö!
Viele Leute wollen sich aktuell gar nicht impfen lassen. Das Ganze ginge zu schnell. Der Impfstoff sei doch gar nicht getestet. mRNA würde die DNA doch verändern. Derartige Sätze liest und hört man derzeit oft. Doch was ist dran an den Sorgen der Menschen? Und was lief schief bisher?

Das Impfen läuft langsam, aber es läuft. Nach einem [hier so ein paar wütende Emojis einfügen] Jahr 2020 startet 2021 schon mal sehr hoffnungsvoll. Zwar steigen die Zahlen allerorts, aber ein Ende scheint in Sicht. Zumindest, wenn wir von den ganzen Problemen mit der Beschaffung von Impfstoffen absehen.
Stand heute (15.01.2021) sind fast eine Million Menschen in Deutschland geimpft[:]. Das ist allerdings im internationalen Vergleich eher schlecht. Es könnten längst viel mehr Menschen sein. Doch abgesehen von den vielen Gründen, warum alles so schlecht anläuft: Warum wollen sich scheinbar so viele Menschen nicht impfen lassen? Ich möchte in diesem Beitrag etwas auf die Punkte eingehen, die mir in letzter Zeit oft zu Ohren kamen.

Das Ganze ging doch viel zu schnell!
Nein. Das Ganze ging zwar schnell, aber nicht viel zu schnell. Tatsache ist, dass bei der Entwicklung von Medikamenten ebenso wie bei der Entwicklung von Impfstoffen der größte Teil der Zeit mit Warten verbracht wird.
Die Entwicklung kostet zuallererst viel Geld. Also muss das Geld irgendwo herkommen. Geldgeber wollen aber natürlich erst mal genau wissen, wofür das Geld sein soll. Also muss ausführlich das ganze Vorhaben geplant und konzeptioniert werden. Das dauert.
Jetzt haben wir also ein tolles Konzept und jemanden, der die ersten Forschungsschritte bezahlt. Die Entwicklung kann beginnen. Nach einiger Zeit werden erste Ergebnisse sichtbar. Das ist gut, denn damit ist die Chance, dass auch die weitere Forschung finanziert wird, gestiegen. So setzt sich das für jeden weiteren Schritt fort. Anträge stellen, warten, forschen. Dazu erfordert die Forschung an sich natürlich auch Zeit.
Zum Glück musste bei der Entwicklung jedoch nicht bei null begonnen werden. Schon lange wird an mRNA-Impfstoffen geforscht.[:] Die Grundlagenforschung war bereits abgeschlossen. Damit war die längste Phase, von der Idee bis zu den ersten Ansätzen, bereits geschafft. So war schon gar nicht diese sehr lange Forschungszeit notwendig. Dies ist auch möglich gewesen, da mRNA-Impfstoffe nicht für einen einzelnen Erregertyp entwickelt werden müssen, sondern ohne großen Aufwand an viele verschiedene Erreger angepasst werden können. Es war also nur die Fortsetzung dieser Forschung und eine Anpassung an das Corona-Virus notwendig.
Auch standen von Anfang an die notwendigen Gelder zur Verfügung. Schnell stiegen die Staaten und auch viele Investoren in die Forschung mit ein. Langwierige Antragsverfahren blieben so erspart. Ebenso wurden auch die ganzen bürokratischen Hürden etwas abgebaut. Anträge auf Genehmigung von Studien und ähnlichem landeten auf den Stapeln in den Büros ganz oben und wurden schnell bearbeitet.
Der Impfstoff sei doch gar nicht getestet!
Doch. Allein beim Biontech-Impfstoff standen in der Phase-3-Studie 43.661 Probanden zur Verfügung.[:] So viele wie noch nie! Es wurde keine einzige sonst übliche Untersuchung oder Studie unterlassen. Der Impfstoff wurde sogar deutlich intensiver getestet als üblich. Langzeitstudien sind bei Medikamenten und Impfstoffen übrigens nicht vorgesehen.
mRNA verändert aber meine DNA!
Nein! mRNA steht für Messenger RNA. mRNA ist dafür zuständig, die Erbinformation vom Zellkern, in dem die DNA liegt, aus diesem heraus in das Zellplasma zu transportieren.
Im Zellkern wird die DNA also abgelesen und eine passende mRNA erstellt. Diese wandert aus dem Zellkern in das Zellplasma. Dort werden mit dieser Information anschließend Proteine zusammengebaut. Anschließend wird die mRNA abgebaut. Das Ganze ist also eine Einwegstraße. mRNA kann nur aus der Information der DNA erstellt, aber nicht in die DNA eingebaut werden. Daher ist eine Veränderung der DNA absolut ausgeschlossen.
Das Besondere am mRNA-Impfstoff ist, dass statt normalen Proteinen mit der mRNA von den Impfstoffen Virusschnipsel gebaut werden. Statt also wie bei einem normalen Impfstoff Virusteile zu injizieren, überlässt der mRNA-Impfstoff es dem Körper selber diese zu erstellen. Das hat einige Vorteile. So ist die Produktion der Impfstoffe wesentlich leichter. Auch kommen diese ohne Wirkverstärker aus. Zudem sind sie sehr leicht anpassbar. Damit kann auch beispielsweise auf Virusmutationen schnell reagiert werden.

Was bleibt also zu sagen?
Ich lasse mich auf jeden Fall impfen, sobald ich an der Reihe bin!
Die Sorgen sind also unbegründet. Das Problem sind eher die fehlenden Informationen. Hier hätte schon lange reagiert werden können. Ein umfassendes Informationsangebot und gute Aufklärung durch das Gesundheitsministerium wären also mehr als angebracht gewesen. Diese Chance hat die Bundesregierung leider völlig verschlafen.
Aber auch die Organisation der Produktion und Verteilung scheint nicht so gut organisiert worden zu sein, wie es in der langen Zeit möglich gewesen wäre.
Zu guter Letzt ist auch das grundlegende Informationsangebot recht dürftig. Wer wird wann geimpft? Wie erfahre ich, wann ich an der Reihe bin? Wo bekomme ich verlässliche Informationen her? Schon längst hätte es eine zentrale Corona-Informationsplattform geben müssen, auf der alle Informationen, die für die Bürger relevant sind, zuverlässig bereitgestellt werden. Von Notfallnummern über aktuelle Zahlen bis hin zu Abläufen und aktuellen Maßnahmen. Aber dieses Internet ist ja noch völliges Neuland....